Bildungssysteme im OECD-Vergleich

In Österreich gibt es an den Schulen im OECD-Vergleich einen hohen Anteil an Lehrkräften, die schon 50 Jahre oder älter sind - anders als in anderen Staaten hat dieser aber in den vergangenen zehn Jahren abgenommen. Außerdem unterrichten hierzulande sehr viele Junglehrer, wie die am Dienstag veröffentlichte Vergleichsstudie "Bildung auf einen Blick" zeigt. Am ältesten sind die Lehrerinnen und Lehrer demnach an AHS-Oberstufen bzw. den berufsbildenden Schulen.


​​​​​​​Alter der Lehrkräfte im OECD-Vergleich

Der Anteil der Lehrerinnen und Lehrer, die 50 Jahre oder älter sind, liegt in Österreich an den Volksschulen (34 Prozent) genau im OECD-Schnitt. Sowohl an den AHS-Unterstufen und Mittelschulen (40 Prozent) als auch an den Oberstufenschulen (46 Prozent) unterrichten hierzulande aber mehr Angehörige der Generation 50plus als in der OECD (36 bzw. 41 Prozent). Umgekehrt gibt es in Österreich auch deutlich mehr Lehrer-Nachwuchs als in den anderen Industriestaaten. Immerhin 14 Prozent der Lehrkräfte in Österreich sind unter 30 Jahren - in der OECD beträgt dieser Prozentsatz nur acht Prozent. 


​​​​​​​Österreich verfügt über hohen Prozentsatz an Lehrer-Nachwuchs

Umgekehrt verfügt Österreich über einen hohen Prozentsatz an Lehrer-Nachwuchs. Von der Volksschule bis zur Oberstufenschule beträgt der Anteil der Lehrerinnen und Lehrer unter 30 Jahren 14 Prozent. Das ist fast eine Verdoppelung gegenüber 2013 und liegt auch über dem OECD-Schnitt (11 Prozent). Im internationalen Vergleich haben Länder wie Italien, Portugal, Griechenland und die drei baltischen Staaten den höchsten Anteil an Lehrern der Generation 50plus. Vergleichsweise weniger alte Pädagoginnen und Pädagogen gibt es in der Türkei, Luxemburg, Costa Rica und Großbritannien. Die höchsten Werte bei den Junglehrern (bis 30 Jahre) weisen Großbritannien, Luxemburg, Japan und Belgien auf.

​​​​​​​​​​​​​​Ausgaben pro Lernenden

In Österreich betrugen diese 2021 von der Volksschule bis zur Hochschule kaufkraftbereinigt pro Kopf durchschnittlich 16.734 US-Dollar (ohne Forschungsausgaben an Hochschulen). Damit lagen sie weit über dem OECD-Schnitt von 12.818 Dollar. Gleiches gilt auch für die jeweiligen Einzelbereiche Volksschule, Sekundarstufe und Hochschulen. Gegenüber dem Jahr davor sind die Ausgaben pro Schüler/Student sowohl in Österreich als auch in der OECD gestiegen.

Beschäftigungsquoten

Je höher der Bildungsstand, desto eher sind die 25- bis 64-Jährigen auch erwerbstätig - mit einer Einschränkung. Die Beschäftigungsquote bei Personen mit höchstens Pflichtschulabschluss beträgt in Österreich 55 Prozent, bei AHS-Maturanten, BMS- und Lehrabsolventen sind es 77 Prozent. Bei BHS-Maturanten sind es 87 Prozent, bei Bachelor-Absolventen sinkt die Quote allerdings wieder auf 82 Prozent. Die höchsten Beschäftigungsquoten weisen Master- und Diplomstudiumsabsolventen (88 Prozent) bzw. Personen mit Doktorat/PhD (95 Prozent) auf. (A3.1)

Gesamtbildungsausgaben im OECD-Schnitt

Österreichs Bildungsausgaben gemessen an der Wirtschaftsleistung lagen 2021 exakt im OECD-Schnitt: In Österreich wie auch in den anderen Industriestaaten wurden 4,9 Prozent des BIP für Bildungseinrichtungen vom Primar- bis Tertiärbereich verwendet. Rechnet man die Forschungsausgaben an Hochschulen nicht dazu, fällt Österreich dagegen etwas ab - in Österreich würden dann 4,2 Prozent des BIP für Bildung verwendet, in der OECD 4,5 Prozent.

Bildungsniveau

In Österreich verfügten 2023 14 Prozent der 25- bis 64-Jährigen höchstens über einen Pflichtschulabschluss (OECD: 19 Prozent). 46 Prozent absolvierten als höchsten Bildungsabschluss die Sekundarstufe 2 (v.a. Lehre, berufsbildende mittlere Schule, AHS-Matura, BHS bis zum 3. Jahr; OECD: 36 Prozent), drei Prozent eine postsekundäre nichttertiäre Ausbildung (z.B. Gesundheits- und Krankenpflegeschulen, bestimmte Uni- oder FH-Lehrgänge; OECD: sechs Prozent). 15 Prozent haben als höchsten Abschluss eine sogenannte kurze tertiäre Ausbildung (v.a. BHS-Matura, ehemalige Pädagogische Akademien; OECD: sieben Prozent). Sechs Prozent der 25- bis 64-Jährigen haben ein in Österreich im internationalen Vergleich relativ spät eingeführtes Bachelorstudium (OECD: 20 Prozent) abgeschlossen, 14 Prozent ein Master- oder Diplomstudium (OECD: ebenfalls 14 Prozent) und ein Prozent ein Doktoratstudium (OECD: ebenfalls ein Prozent) 

Ausgaben für Kindergärten in Österreich geringer

Auch im Kindergartenbereich gab Österreich 2021 etwas weniger aus als die anderen OECD-Staaten. Hierzulande betragen die Aufwendungen für die Drei- bis Fünfjährigen 0,5 Prozent des BIP, im OECD-Schnitt sind es 0,6 Prozent.

Lehrergehälter über OECD-Durchschnitt

Pädagogen verdienen in Österreich zu jedem Zeitpunkt ihrer Karriere und in allen Schultypen mehr als im OECD-Schnitt. Lag 2023 bei Volksschullehrern schon das Einstiegsgehalt mit rund 58.310 US-Dollar (kaufkraftbereinigt) pro Jahr über dem OECD-Schnitt (42.060), ist der Abstand beim Höchstgehalt mit rund 101.752 US-Dollar noch größer (OECD: 68.924). Ähnlich verhält es sich in der Sekundarstufe I (Ö: rund 58.300 Start-, rund 108.000 Endgehalt; OECD: 43.500 bzw. 71.300) und der AHS-Oberstufe (Ö: 58.300 bzw. 119.700 US-Dollar; OECD: 44.800 bzw. 73.900 US-Dollar). Im Vergleich zu anderen Hochschulabsolventen in ihrem Land stehen Lehrer in Österreich dagegen etwas schlechter da: So verdient ein Lehrer in der Volksschule 74 Prozent vom durchschnittlichen Akademiker-Gehalt, in der Sekundarstufe I sind es 81 und in der AHS-Oberstufe 88 Prozent (ähnlich ist es im OECD-Schnitt: 81 bzw. 84 und 88 Prozent).

Öffentliche Bildungsausgaben weniger als OECD-Schnitt

Der Anteil der öffentlichen Ausgaben für Bildung an den öffentlichen Gesamtausgaben lag in Österreich 2021 bei 7,4 Prozent und damit unter dem OECD-Schnitt (9,1 Prozent, jeweils ohne Forschungsaufwendungen). Auffällig: Seit 2015 ging dieser Anteil zurück, sowohl in Österreich als auch in der OECD. Die Staaten gaben zuletzt also verhältnismäßig mehr für andere Sektoren aus als für Bildung (C4.1 bzw. C4.3)

Relativ kleine Klassen in Österreich

Im Volksschulbereich saßen 2022 im Schnitt 18 Kinder (OECD: 21) in einer Klasse, in AHS-Unterstufen und Mittelschulen 21 (OECD: 23). Auffällig: In Österreich sind die Klassen in den privaten Volksschulen sogar etwas größer als in den öffentlichen, an den Mittelschulen und AHS-Unterstufen gibt es keinen Unterschied zwischen öffentlich und privat. Im OECD-Schnitt sind dagegen jeweils die Klassen im privaten Bereich kleiner.

Viele Sitzenbleiber im Land

In Österreich müssen vergleichsweise viele Kinder und Jugendliche die Klasse wiederholen. An den Volksschulen sind es 3,4 Prozent (OECD-Schnitt: 1,5 Prozent), an den Mittelschulen und AHS-Unterstufen 2,7 Prozent (OECD: 2,2 Prozent) und an AHS-Oberstufen Schulen 4,1 Prozent (OECD: 3,2 Prozent).

Unterschiedlich hohe Unterrichtszeiten

In der Volksschule unterrichten die österreichischen Lehrer pro Schuljahr 783 Netto-Stunden (also nicht Unterrichtsstunden). Das liegt leicht über dem OECD-Schnitt (773). Ganz anders dagegen in den anderen Schulformen: In den AHS-Unterstufen und Mittelschulen kommen die heimischen Pädagogen mit 619 Stunden auf deutlich weniger Unterrichtszeit als in der OECD (706 Stunden). Gleiches gilt für AHS-Oberstufe (Österreich: 582 Stunden, OECD: 679) und die berufsbildenden Schulen (Österreich: 582, OECD: 695).

Die Studie analysiert und vergleicht Daten aus den 38 OECD-Ländern sowie Argentinien, Brasilien, Bulgarien, China, Indien, Indonesien, Kroatien, Peru, Rumänien, Saudi-Arabien und Südafrika

Quelle: APA Science