Ein globaler Blick auf den Unterricht antiker Sprachen

Ein globaler Blick auf den Unterricht antiker Sprachen zeigt, dass der Begriff „Latein“ oft noch verwendet wird, obwohl der Unterricht heute weit über die reine Sprachvermittlung hinausgeht. Besonders in Europa entwickelt sich ein Trend zu Studiengängen, die ein umfassenderes Verständnis der antiken Welt bieten. Diese Erweiterung des Faches wird immer wichtiger. Im Rahmen der Euroclassica-Konferenz, die vom 25. bis 28. August 2024 in der Villa Falconieri in Frascati, Italien, stattfand, wurde ein neues Buch vorgestellt, das diese Entwicklung unterstützt.

Ist der Unterricht antiker Sprachen im Wandel?

Einige Länder betrachten das Studium der antiken Sprachen und Kulturen als wesentlichen Bestandteil ihrer eigenen kulturellen Identität, während andere es als Schlüssel zum Verständnis der westlichen Kultur oder als Mittel zur Reflexion ihrer eigenen kolonialen Vergangenheit sehen. In Europa werden immer mehr Studiengänge eingeführt, in denen man sich mit der antiken Welt beschäftigt. Diese Studiengänge ersetzen die alten Studiengänge, in denen man nur eine Sprache lernt. In Frankreich beispielsweise wird das Fach nun offiziell als Langues et Cultures de l'Antiquité (LCA) bezeichnet, was die Erweiterung des Fachbereichs über die reine Sprachlehre hinaus unterstreicht. Dies spiegelt sich auch in dem Buch "Teaching Classics Worldwide" wider.


Euroclassica vernetzt Lehrkräfte

Euroclassica wurde im Jahr 1991 gegründet. Der Verband entstand aus dem Bedürfnis, die klassische Bildung und das Studium der antiken Sprachen, insbesondere Latein und Altgriechisch, auf europäischer Ebene zu fördern und zu unterstützen. Seit der Gründung setzt sich Euroclassica für die Vernetzung von Lehrkräften und Wissenschaftlern sowie für die Stärkung der klassischen Bildung in den Bildungssystemen Europas ein.

Euroclassica Website


Ein Blick auf Europa

Während der Konferenz haben wir mit dem Präsidenten der Euroclassica, Christian Laes, über die aktuelle Situation des Unterichts antiker Sprachen gesprochen. Er ist seit September 2023 Direktor von Euroclassica.

Christian Laes ist ein belgischer Historiker und Forscher, der sich auf die Sozialgeschichte der Antike spezialisiert hat, insbesondere auf die Geschichte der Behinderung, Kindheit und Bildung in der griechisch-römischen Welt. Er hat eine umfangreiche akademische Laufbahn hinter sich, mit Veröffentlichungen zu verschiedenen Aspekten der antiken Geschichte. Seine Arbeiten haben einen interdisziplinären Ansatz und verbinden klassische Philologie, Geschichte und Sozialwissenschaften. 


Warum antike Sprachen noch relevant sind

Peter Glatz ist ein österreichischer Lateinlehrer und ein sehr engagierter Repräsentant bei Euroclassica. Im Interview auf der Konferenz haben wir mit ihm über seine signifikante Rolle bei Euroclassica gesprochen und darüber, wie der Unterricht antiker Sprachen eine Vielfalt an Perspektiven fördert.

Peter Glatz ist ein österreichischer Repräsentant bei Euroclassica und ein führender Herausgeber sowie Entwickler innovativer Schulbücher für den Lateinunterricht. Mit seiner Arbeit strebt er an, moderne und praxisnahe Lehrmaterialien zu gestalten, die den Lateinunterricht lebendiger und zugänglicher machen. Zusätzlich betreibt er die offizielle Euroclassica-Website, auf der wichtige Ressourcen, Informationen und Neuigkeiten zur Förderung der klassischen Sprachen in Europa bereitgestellt werden. Glatz setzt sich stark für die Weiterentwicklung und Vernetzung in der klassischen Philologie ein.


Neues Buch "Teaching Classics Worldwide"

Die Buchautoren Steven Hunt und John Bulwer haben bei der Euroclassica Konferenz 2024 einen spannenden Einblick in die globalen Entwicklungen antiker Sprachen und den Inhalten des Buches gegeben:

Die beiden Autoren und Herausgeber Steven Hunt und John Bulwer sind sehr engagierte Experten:

Steven Hunt ist ein Professor für die Lehre der klassischen Sprachen an der Universität Cambridge in Großbritannien. Er ist Fachleiter für den PGCE in Latein und Klassik und Herausgeber des "Journal of Classics Teaching". Er ist Autor von diversen Lernbüchern wie "Starting to Teach Latin" (Bloomsbury Academic, 2023) und Teaching Latin: Contexts, Theories and Practices (Bloomsbury Academic, 2022). Er ist zudem Mitherausgeber zu Büchern wie "Communicative Approaches to Teaching Classical Languages" (2021) und "Teaching Classics with Technology" (Bloomsbury Academic, 2018).

John Bulwer ist ehemaliger Lateinlehrer an der Europäischen Schule in Brüssel, Belgien, und ehemaliger Präsident von Euroclassica (2015-2019). Seit vielen Jahren setzt er sich aktiv für die Förderung des klassischen Unterrichts in Europa ein. Er hat gemeinsam mit Steven Hunt "Classics Teaching in Europe" (Bloomsbury Academic, 2006) herausgegeben. Derzeit ist er Hauptprüfer und Berater für Latein für das Europäische Abitur und die Europäischen Schulen.​​​​​​​

Zum Buch

"Teaching Classis Worldwide" ist ein systematischer Leitfaden für Lehrkräfte an Schulen und Universitäten sowie für Interessenvertreter und politische Entscheidungsträger im Bildungswesen in der ganzen Welt. Es gibt einen Überblick über den gegenwärtigen Schulunterricht von antiken Sprachen, Literatur und Zivilisation in den wichtigsten Ländern der Welt. Gleichzeitig untersucht das Buch auch die weltweiten Trends und bewertet die Gründe für diese Vielfalt in den Studienprogrammen. Es stellt auch die Frage: Wozu sind klassische Fächer in den Schulen von heute gut?

Jedes Kapitel ist nach geografischen Gebieten gegliedert und stützt sich auf die Erfahrungen von Lehrer:innen und anderen Bildungsexpert:innen in den einzelnen Ländern, die die gegenwärtigen Praktiken kommentieren. Themen wie die Auswirkungen der nationalen Bildungspolitik, Einschulung, Bewertung, Zugänglichkeit und Integration werden erörtert.

Das Buch ist ab dem 6. Februar 2025 erhältlich. Eine Vorbestellung ist möglich.

"Teaching Classics Worldwide" (Bloomsbury Verlag)​​​​​​​