Ein Lernangebot gegen Antisemitismus

Die Auseinandersetzung mit der Geschichte des Nationalsozialismus und dem Holocaust ist ein zentraler Bestandteil der Bildung in Österreich. Traditionelle Geschichtsvermittlung kann oft abstrakt und distanziert wirken. Die IWalk-App der USC Shoah Foundation in Kooperation mit der Bildungsplattform ERINNERN.at der OeAD bietet eine Möglichkeit, diese Thematik durch interaktive Touren zu vertiefen und für Schülerinnen und Schüler zugänglicher zu machen. Die App kombiniert historische Informationen, Zeitzeugen und Fragen, um eine umfassende Lernerfahrung zu schaffen, die im Klassenzimmer und direkt vor Ort genutzt werden kann. Dies wurde jetzt auch für die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Wien genutzt. Am 22. August 2024 wurde dieses digitale Lernangebot in Wien vom BMBWF und OeAD präsentiert.

© OeAD/Jennifer Barton

Über die jüdische Gemeinschaft in Wien

"IWalk" zielt darauf ab, das Bewusstsein für die Geschichte des Holocaust und andere Verbrechen gegen die Menschlichkeit zu stärken. Auch das jüdische Leben in Wien ist zeitrelevant. In einem neuen Rundgang wird die Geschichte der jüdischen Gemeinschaft in Wien erklärt. Vor dem Zweiten Weltkrieg war Leopoldstadt eine der größten und bedeutendsten jüdischen Gemeinden in Wien. Die Gegend war geprägt von Synagogen, jüdischen Schulen, Geschäften und einer lebendigen kulturellen Szene. Während des Holocausts wurden viele der jüdischen Bewohner deportiert und ermordet, und die einst florierende Gemeinde wurde fast vollständig zerstört. Die Geschichte dieser Zeit ist daher ein zentraler Bestandteil der Identität des Bezirks. Entwickelt wurde das Projekt von der Historikerin und Kulturvermittlerin Sarah von Holt gemeinsam mit den Organisationen erinnern.at und der USC Shoah Foundation.

"Das Kennenlernen von Menschen, deren Leben sich auf den Straßen Wiens abgespielt hat, ermöglicht den Jugendlichen einen Bezug zu ihrer eigenen Alltagswelt. So können sie sich gemeinsam - geleitet von Fragen - auf historische Spurensuche begeben und entdecken, was sonst hinter bekannten Häuserfassaden verborgen bleibt." Sarah von Holt

Die Aufgabe von IWalk

Die USC Foundation hat es sich zum Auftrag gemacht, Mittel zur Vermittlung von Geschichte mit der Verknüpfung von Makro - und Mikrogeschichten anhand von partizipativen Lernmethoden zu entwickeln, um in Bezug auf zu spezifischen Orte weltweit die aktive Reflexion historischer signifikanter Momente zu unterstützen und stärken. Sogenannte Vorfragen stehen dabei im Zentrum. Vorfragen helfen den Teilnehmenden, sich auf den Ort und die Themen einzustimmen. Die Nachfragen helfen, das Gelernte zu reflektieren.  Die App ergänzt dadurch herkömmliche Bildungsressourcen. Lehrer können die IWalk-Touren in ihren Unterricht integrieren, um Schülern eine immersive und emotional ansprechende Lernerfahrung zu bieten. Die Verbindung von Orten und Geschichten hilft, historische Ereignisse greifbarer und relevanter zu machen. Es wurden moderne Technologien genutzt, um historische Ereignisse lebendiger, greifbarer für zukünftige Generationen zu machen.

Die Vorteile der Anwendung

Innerhalb der App können die Schüler Fragen beantworten, die teilweise anspruchsvoll sind und daher oft Unterstützung durch die Lehrkraft erfordern. Lehrpersonen haben die Möglichkeit, einen Account zu erstellen und einen Klassencode zu generieren, den die Schüler vor der Benutzung der Touren eingeben können. Wichtig ist, dass die Lernenden vor jeder IWalk-Tour selbst entscheiden können, ob ihre Ergebnisse mit der Lehrperson geteilt werden. Bei Weiterleitung können die Antworten der Schüler im Lehrkraft-Account eingesehen und kommentiert werden. Alternativ kann jede Antwort auch frei und ohne vorgegebenes Schema kommentiert werden. Mit der richtigen Vorbereitung und Begleitung durch die Lehrkraft kann die App zu einem tiefgreifenden Verständnis dieser wichtigen historischen Themen beitragen.

Einsatzmöglichkeiten im Unterricht

IWalk kann aufgrund des hohen Lehrplanbezugs sinnvoll im Fach Geschichte und Deutsch eingesetzt werden. Die App eignet sich sowohl für den Einsatz während eines Ausflugs zu einer Gedenkstätte als auch im Klassenzimmer. Sie kann auf Smartphones oder Tablets verwendet werden und sollte vorzugsweise in Partner:innen- oder Gruppenarbeit bearbeitet werden, um die oft schwierigen Fragestellungen gemeinsam zu reflektieren. Ein Einsatz im Stationenbetrieb ist ebenfalls möglich, wobei jede Station einer Gedenkstätte gewidmet ist, die von einer Gruppe bearbeitet wird. Alternativ können alle Gruppen oder Schüler das gleiche Thema behandeln und anschließend im Plenum diskutieren. Eine Aufteilung in Expert, die ihre Ergebnisse mit der Klasse teilen, bietet den Vorteil, dass die Schüler ein möglichst breites Wissen erlangen.

Pädagogische Qualitätskriterien

IWalk ist ideal für den Einsatz während eines Ausflugs zu einer in der App verfügbaren Gedenkstätte, wie z.B. Mauthausen. Das App führt die Nutzer Schritt für Schritt durch die verschiedenen Stationen der Gedenkstätten, begleitet von Informationen, Bildern und Videoausschnitten, die durch Fragestellungen ergänzt werden. Die Voraussetzung ist, dass Themen wie Antisemitismus, Nationalsozialismus und der historische Kontext des Zweiten Weltkriegs bereits im Unterricht besprochen wurden. Die reflektierte Auseinandersetzung mit der Thematik hilft, emotionale Überforderung zu vermeiden.

Technische Kriterien

  • Für Smartphone oder Tablet
  • Keine Werbung oder In-App-Käufe
  • Kostenfrei, ohne Premium- oder Abo-Modelle

Die IWalk App kann unter folgenden Links kostenlos heruntergeladen werden:

App "IWalk" für Android

App "IWalk für iOS