Elementarpädagogik: Die bedeutendste Investition in die Zukunft!

Wenn die unterschiedlichsten Interessengruppen zusammenkommen, um ein Thema zu besprechen, muss es wohl wirklich ernst sein. Das Thema: Elementarbildung. Die Stakeholder, die da zusammengekommen sind, könnten unterschiedlicher nicht sein. Und doch eint sie ein Wunsch – nämlich jener, dass der Elementarbildung endlich die Bedeutung zukommet, die sie brauchen würde. 

Ungleiche Gesellen

Es waren Partner, die unterschiedlicher nicht sein konnten und zum Pressefrühstück im Cafe Landtmann geladen haben: Von der Kinder- und Jugendanwaltschaft über die Industriellenvereinigung, die Wirtschaftskammer weiter zu einer Neurologin bis hin zu NEBÖ-Vorsitzende Natascha Taslimi und Bildungsaktivist Daniel Landau. Sie alle haben eine gemeinsame Forderung: Ein „Mehr“ für die Elementarbildung, in jeglicher Hinsicht.

Elementarpädagogik: Ein gutes Investment fürs Land

Wenig überraschend stand für Industriellenvereinigung und Wirtschaftskammer unter anderem das Wirtschaftliche im Vordergrund. Erfolgreiche Elementarpädagogik schaffe das Fundament für lebenslanges Lernen, soziale Integration und einen erfolgreichen Bildungs- und Berusfweg, so Gudrun Feucht von der Industriellenvereinigung. Sie sagt, Bildungsmaßnahmen, die von klein auf getätigt werden, können später nicht mehr nachgeholt werden, daher sei es so wichtig, mehr in Elementarpädagogik zu investieren! Es ist ein Investment, das sich vielfach lohnt: 
 

Auch Wirtschaft wünscht sich ein Mehr für die Elementarpädagogik

In dieselbe Kerbe schlägt auch die Vertreterin der österreichischen Wirtschaftskammer, Melina Schneider. Sie sagt, es müsse allen bewusst sein, dass in diesem Stadium bereits frühkindliche Bildung passiere, die unterstützt gehört. Deshalb hat die WKO ihre Initiativen in drei Handlungsfelder geteilt: Frühkindliche Bildung selbst, also welche Rahmenbedingungen sind dafür notwendig, usw, weiters qualitiver und quantitativer Ausbau, also längere Öffnungszeiten, ein geeigneter Kinderschlüssel, Gruppengrößen, usw.. und nicht zuletzt fordert die WKO eine Personal- und Ausbildungsoffensive, um einheitliche Standards in puncto Qualität umzusetzen. Gerade was Qualität betrifft, fordert sie, dass das zusätzlich bereitgestellte Geld für die letzte 15a-Vereinbarung entsprechend zu nutzen sei: 

Kinderrechte in Österreich immer noch nicht durchgesetzt

Claudia Grasl von der KIJA Wien sieht den Kindergarten als Ort, wo Kinderrechte verwirklicht werden. Laut UN-Kinderrechtekonvention hat jedes Kind das Recht auf qualitativ hochwertige Ausbildung. Das klappt im Primarbereich manchmal gut, manchmal - vorsichtig formuliert – weniger gut. Vor allem der Schlüssel Pädagogin zu Kind ist ein großes Problem. Kritik kommt auch am Umstand, dass vor allem inklusive Pädagogik im Kindergarten vielerorts nicht so möglich ist, wie es nötig wäre. Auch das sei immerhin ein Kinderrecht, betont sie. So gibt es nicht einmal genügend inklusive Plätze für jene im letzten Kindergartenjahr. Dieses ist zwar eigentlich für alle Fünfjährigen Pflicht. Kinder, die eine komplexe Behinderung haben oder weit weg von einem Kindergarten wohnen, können allerdings vom verpflichtenden letzten Kindergartenjahr ausgenommen werden. 

Frühes Lernen hilft lebenslang

Für Neurobiologin Isabella Sarto-Jackson ist eindeutig erwiesen: je früher mit dem Lernen begonnen wird, desto eher profitiert das Kind und damit auch die Gesellschaft. Denn Bildung und Bindung sind untrennbar miteinander verbunden: 

International fällt Österreich zurück

Daniel Landau, selbst langjähriger Pädagoge, fürchtet, dass ohne massives Investment in die Elementarpädagogik Österreich langsam den internationalen Anschluss verlieren wird. Immerhin wendet Österreich gerade mal ein Drittel jenes Betrages auf, der in anderen Ländern dafür bereitsteht. Hier muss Österreich dringend handeln, fordert Landau: 

Föderalismus als Klotz am Bein

Dass gerade beim Diskutieren ums Geld viele Begehrlichkeiten ins Spiel kommen, hilft der Sache auch nicht unbedingt weiter, formuliert Natascha Taslimi vom Verein Netzwerk elementare Bildung Österreich die Problematik der vielen Zuständigkeiten. Obwohl es offenbar Konsens auch unter den Parteien ist, dass Elementarpädagogik gefördert werden muss, halten die Bundesländer hier lieber ihre Hand drauf. Zentral gelenkte Bildungspolitik im Kindergarten kommt bei den Bundesländern nicht allzu gut an, sagt sie.

Am Panel war man sich heute jedenfalls einig: Im Elementarbildungsbereich muss jetzt dringend etwas geschehen. Mit der Nationalratswahl in einigen Monaten könnte sich  ein Fenster öffnen, das vielleicht weiteren frischen Wind in die Sache bringt..