Ethik ab Herbst auch Teil des Religionsunterrichts
Im Kuppelsaal der Technischen Universität trafen auf Initiative von Bildungsminister Faßmann Bischof Wilhelm Krautwaschl, IGGÖ-Präsident Ümit Vural, Rabbiner Schlomo Hofmeister, Metropolit Arsenios Kardamakis, Gerhard Weißgrab (Präsident der Buddhistischen Religionsgemeinschaft) sowie Andrea Taschl-Erber (Kirchliche Pädagogische Hochschule) zusammen.
Der Ethikunterricht wurde seit mehr als 20 Jahren an 233 Standorten der Sekundarstufe II als Schulversuch durchgeführt. "Wir machen nun endlich seit Jahrzehnten Nägel mit Köpfen und überführen dieses wichtige Fach in das Regelschulwesen", so BM Faßmann. Im Herbst beginnt an 920 Schulstandorten der Sekundarstufe II nun das Pflichtfach Ethik - für jene, die nicht am Religionsunterricht teilnehmen.
2024 ist die gesamte Ausrollung in den AHS abgeschlossen, 2025 in den BHS. Die Religionsgemeinschaften stellen die ethischen Fragen ihrer Lehrpläne in Handreichungen dar, die den Lehrkräften zur Verfügung gestellt und vom BMBWF veröffentlicht werden. Bei der Beantwortung dieser ethischen Fragen werden religionsspezifische Sichtweisen dargestellt, aber auch die Sichtweisen anderer Religionen und die des staatlichen Ethikunterrichts. So gelingt es, dass alle SchülerInnen mit ethischen Fragen konfrontiert werden, egal, ob sie am Ethikunterricht oder am Religionsunterricht teilnehmen. Ethik- und Religionsunterricht werden zum Teil inhaltlich aufeinander abgestimmt.
"Ethik ist so etwas wie Bewegungsunterricht des Geistes"
Inhalte des Lehrplans Ethikunterricht
Die Lehrpläne sind auf drei Ebenen aufgebaut, die Ich-Ebene, die Ich-und-Du-Ebene und die Ich-und-die-Welt-Ebene.
- Ich mit mir. Fragen der Identität: Wer bin ich? Was gibt mir Halt? Was sind meine Werte? Was will ich erreichen?
- Ich und Du. Fragen des Zusammenlebens: Wie gehen wir miteinander um? Was ist fremd? Wie löse ich Konflikte?
- Ich mit der Welt. Globale Fragen: Wie gehen wir mit der Umwelt um? Was bedeutet die Endlichkeit von Ressourcne? Welche persönliche Verantwortung trage ich dafür?
"Gemeinsames Bekenntnis" der Religionsgemeinschaften
Die „Gemeinsame Erklärung“ (siehe unten) unterzeichnen die Katholische Kirche, die Evangelische Kirche, die Orthodoxe Kirche, die Islamische Glaubensgemeinschaft, die Israelitische Religionsgemeinschaft, die Alevitische Glaubensgemeinschaft, die buddhistische Religionsgemeinschaft sowie die Freikirchen:
Der Religionsunterricht sowie der Ethikunterricht leisten wesentliche, eigenständige Beiträge zur umfassenden Erreichung der Ziele der österreichischen Schule im Sinne von Art. 14 Abs. 5a B-VG. Eine enge Kooperation der beiden Gegenstände wird daher ausdrücklich begrüßt und gefördert.
Der Ethikunterricht soll Schülerinnen und Schüler zu selbstständiger Reflexion im Hinblick auf Wege gelingender Lebensgestaltung befähigen, ihnen Orientierungshilfen geben und sie zur fundierten Auseinandersetzung mit den Grundfragen des Lebens anleiten. In der Auseinandersetzung mit unterschiedlichen philosophischen, weltanschaulichen, kulturellen und religiösen Traditionen und Menschenbildern soll der Ethikunterricht einen Beitrag zur individuellen Persönlichkeitsentwicklung leisten.
Im Religionsunterricht verwirklicht die Schule in Form eines eigenen Unterrichtsgegenstandes in besonderer Weise ihre Aufgabe, an der Entwicklung der Anlagen der Jugend nach den sittlichen, religiösen und sozialen Werten mitzuwirken (Art. 14 Abs. 5a B-VG und § 2 Schulorganisationsgesetz).
Der Religionsunterricht ist konfessionell geprägt und hat im Sinne einer ganzheitlichen Bildung ebenso kognitive, affektive und handlungsorientierte Ziele, die den Schülerinnen und Schülern ermöglichen mit sich selbst, ihrer Religion und anderen Konfessionen vertraut zu werden. Dabei werden viele ethische Themen und Grundfragen im Rahmen des Religionsunterrichts aufgegriffen und behandelt, um Schülerinnen und Schüler zu erantwortungsbewusstergesellschaftlicher Mitgestaltung zu ermächtigen.
Um die inhaltlichen Schnittpunkte von Ethikunterricht und Religionsunterricht hervorzuheben, haben die Vertreterinnen und Vertreter der Religionsgemeinschaften im Rahmen eines umfassenden Prozesses die ethische Dimension in ihren jeweiligen Religionslehrplänen in Handreichungen zusammenfassend dargestellt. Dabei wurde ein Dreiebenen-Aufbau, nämlich „Ich mit mir“, „Ich und Du“ und „Ich mit der Welt“, orientiert am Aufbau des Lehrplans für den Ethikunterricht herangezogen. Die Religionsgemeinschaften werden die Religionslehrerinnen und Religionslehrer auf diese Dimension der geltenden Lehrpläne im Sinne der angesprochenen Kooperation mit dem Ethikunterricht in entsprechender Form hinweisen. Das Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft und Forschung wird die Handreichungen zu den ethischen Dimensionen der Lehrpläne für den Religionsunterricht gebündelt veröffentlichen.
Dieses Thema ist außerdem am Mittwoch, 9. 6. 2021, Thema im Unterrichtsausschuss, bei dem die Forderungen des Volksbegehrens "Ethik für alle" behandelt werden, das 159.979 Unterschriften erreichte.
Weitere Informationen
Presseunterlage BMBWF
Durchführungsrichtlinien zum Religions- sowie zum Ethikunterricht (BMBWF-Rundschreiben Nr. 5/2021)
Themen-Special "Ethik und Werte"
In diesem Special finden Sie neben zahlreichen Anregungen und Impulsen rund um Ethik und Werte ein umfangreiches Info-Paket zur Werte-Erziehung und Werte-Orientierung mit 26 authentischen Fallbeispielen, die wichtige Aspekte der Werte und die positive Bewältigung einer schwierigen Situation aufzeigen - erstellt in Kooperation mit Mag. DDr. Franz Sedlak. Es richtet sich an LehrerInnen und ist ab der Oberstufe - insbesondere für den Ethikunterricht - einsetzbar.