Europas Herausforderungen und Chancen
Europa als Antwort auf globale Krisen
Gleich zu Beginn stellte Karas klar: Die Fragen und Herausforderungen, mit denen sich Europa konfrontiert sieht – sei es der Klimawandel, Migration, Digitalisierung, Wettbewerbsfähigkeit oder geopolitische Verschiebungen – betreffen alle Länder gleichermaßen und machen nicht an nationalen Grenzen halt. Eine effektive Bewältigung dieser Themen erfordere eine enge europäische Zusammenarbeit und ein Umdenken in vielen Bereichen.
Kontinent durch Ereignisse geformt
Er verwies auf die Worte von Robert Schuman aus dem Jahr 1950, der bereits damals betonte, dass Europa nicht auf einmal oder nach einem einzigen Plan entstehe, sondern durch Ereignisse geformt werde, die eine neue Form der Solidarität erfordern. Karas unterstrich, dass diese Dynamik heute aktueller denn je sei: Nur durch gemeinsames Handeln könne Europa Krisen nicht nur bewältigen, sondern als Chancen für Fortschritt nutzen.
Die Rolle der Demokratie und Bildung
Ein zentrales Anliegen von Karas war die Stärkung der demokratischen Grundwerte. Er betonte, dass Demokratie, Freiheit und Rechtsstaatlichkeit keine Selbstverständlichkeiten seien, sondern immer wieder aktiv verteidigt und gelebt werden müssten. Er warnte vor einer zunehmenden Polarisierung und der Gefahr, dass autokratische Systeme an Einfluss gewinnen könnten.
Lehrkräften kommt besondere Verantwortung zu
Hier käme insbesondere der Bildung eine entscheidende Rolle zu. Karas hob hervor, dass Lehrkräfte maßgeblich dazu beitragen, junge Menschen zu mündigen, kritisch denkenden Bürgerinnen und Bürgern zu erziehen. Der politische Diskurs müsse in der Bildung gestärkt und von Parteipolitik entkoppelt werden, um Schülern ein umfassendes Verständnis demokratischer Prozesse zu vermitteln.
Europas geopolitische Verantwortung
Ein weiterer Schwerpunkt seiner Rede war die Rolle Europas auf der Weltbühne. Karas machte deutlich, dass Europa seine Abhängigkeiten in Bereichen wie Energie, Sicherheit und Wirtschaft reduzieren müsse. In der Vergangenheit habe man sich oft zu sehr auf externe Akteure verlassen – sei es auf die USA in Verteidigungsfragen oder auf Russland und China in wirtschaftlichen Belangen. Europa müsse souveräner und widerstandsfähiger werden, um global bestehen zu können.
Europa als Zukunftsmodell
Abschließend unterstrich Karas, dass die Zukunft Europas in unseren eigenen Händen liege. Die vergangenen Jahre hätten gezeigt, dass Europa in der Lage sei, auch große Krisen wie den Ukraine-Krieg mit einheitlichen Sanktionen und humanitärer Unterstützung zu bewältigen. Entscheidend sei jedoch, diese Zusammenarbeit weiter auszubauen und das Bewusstsein für die Errungenschaften der Europäischen Union zu stärken.
Die Keynote von Dr. Othmar Karas war ein eindringlicher Appell für ein starkes, handlungsfähiges und solidarisches Europa. Sie verdeutlichte, dass die kommenden Jahre entscheidend für die Weiterentwicklung der EU und deren Rolle in der Welt sein werden.
Dr. Othmar Karas ist ein österreichischer Politiker und seit vielen Jahren eine prägende Persönlichkeit der europäischen Politik. Als Vizepräsident des Europäischen Parlaments setzt er sich für eine stärkere Integration Europas, wirtschaftliche Resilienz und die Förderung demokratischer Werte ein. Sein Engagement für eine handlungsfähige Europäische Union macht ihn zu einem der wichtigsten Stimmen in der europäischen Debatte.