Ewiger Teufelskreis: Bildung wird weiter vererbt
Teufelskreis Bildung
Für die Darstellung wurden die Bildungsabschlüsse in vier Kategorien (maximal Pflichtschule, Lehre/berufsbildende mittlere Schule (BMS), AHS/berufsbildende höhere Schule (BHS) und Hochschule/Akademie) eingeteilt. Anschließend wurde verglichen, welche Abschlüsse die jeweiligen Eltern und deren 25- bis 44-jährige Kinder erreicht haben. Ergebnis: Weitgehend verblieben die jeweiligen Sprösslinge in ihren "Kasterln" bzw. rutschten eine Stufe hinauf.
6 von 10 Akademikerkinder werden ebenfalls Akademiker
Kinder von Eltern mit maximal Pflichtschulabschluss erreichten zu 36 Prozent erneut nur höchstens einen Pflichtschulabschluss, immerhin 42 Prozent schafften eine Lehre oder BMS). In die beiden höchsten Bildungsstufen stieg dagegen jeweils nur rund jeder Zehnte auf. Dagegen schlossen sechs von zehn Akademikerkindern ebenfalls ein Hochschulstudium ab - rund 20 Prozent verzeichneten eine AHS- bzw. BHS-Matura als höchsten Abschluss, ca. jeder Zehnte eine Lehre/BMS.
120.000 Bildungskarrieren analysiert
Der starke Einfluss der Eltern zeigt sich auch in einer Analyse der Erfolgsaussichten für den Abschluss einer AHS-Oberstufe bzw. einer berufsbildenden mittleren oder höheren Schule oder einer Lehre. Dafür wurden 120.000 Bildungskarrieren jener Schülerinnen und Schüler analysiert, die 2012/13 oder 2013/14 erstmals die neunte Schulstufe besucht haben. Schüler mit einem sogenannten "stark unterstützenden Hintergrund" (dieser umfasst Bildungsstand, Erwerbstätigkeit und Einkommen der Bezugspersonen bzw. Geburtsland der Bezugspersonen und Schüler) hatten eine deutliche höhere Wahrscheinlichkeit für einen Abschluss als jene mit einem nur "gering unterstützenden" - das gilt auch, wenn sämtliche andere Einflussfaktoren wie Geschlecht, Aufenthaltsdauer in Österreich und dafür besuchte Schule konstant gehalten werden.
Deutliche Unterschiede
Im Falle eines in Österreich geborenen männlichen Schülers, der über die damalige Hauptschule in die neunte Schulstufe kam, betrug die Wahrscheinlichkeit für einen erfolgreichen Abschluss einer AHS-Oberstufe demnach mit gering unterstützendem Hintergrund 73 Prozent, mit stark unterstützendem Hintergrund dagegen 88 Prozent. Etwas geringer ist der Einfluss des davor besuchten Schultyps - also (damalige) Hauptschule oder AHS-Unterstufe. Die Wahrscheinlichkeit für einen männlichen, in Österreich geborenen Schüler mit stark unterstützendem Hintergrund, die AHS-Oberstufe abzuschließen, lag demnach nach einem Hauptschulbesuch bei 88 Prozent und nach einem AHS-Unterstufen-Besuch bei rund 95 Prozent (bei konstant gehaltenen anderen Faktoren).
Schwache Bildungsmobilität
Noch deutlicher wird der Einfluss der vorhergehenden Schullaufbahn, wenn man auf die Übertrittsraten sieht: So besuchen neun von zehn Schülerinnen oder Schülern nach dem Abschluss einer AHS-Unterstufe eine maturaführende Schule - allerdings nur vier von zehn nach dem Abschluss einer Mittelschule. "Die Bildungsmobilität zwischen den Generationen ist in Österreich nur schwach ausgeprägt und die Weichen für die Bildungslaufbahn werden früh gestellt", resümierte Statistik Austria-Generaldirektor Tobias Thomas.
Bildungsniveau ändert sich langsam, aber stetig
Die am häufigsten abgeschlossene Ausbildung ist nach wie die Lehre: 32,6 Prozent der 25- bis 64-Jährigen haben eine solche absolviert. "Die Lehre liegt nach wie vor auf dem Meisterrang", so Thomas. Ihr Anteil war allerdings zuletzt rückläufig. Auf Platz zwei rangieren die Personen mit Abschluss einer mittleren und höheren Schule (30,4 Prozent) mit stagnierenden Werten. Rang drei belegen mit steigendem Anteil Hochschulabsolventen mit 19,7 Prozent und am Ende liegen mittlerweile die Personen mit maximal Pflichtschulabschluss (17,3 Prozent) mit sinkenden Werten.