Lernende gestalten künftig Lehrpläne mit
Gewichtiges Wort der Schülerinnen und Schüler
Lehrpläne für die berufsbildenden Schulen werden zwar laufend an Bedürfnisse der Wirtschaft angepasst. Alle zehn Jahre gibt es aber laut Bildungsministerium einen "Relaunch", für den im Vorfeld der Änderungsbedarf bei Expertinnen und Experten aus Schule, Wirtschaft, Arbeitsmarkt und Sozialpartnerinnen und -partnern abgefragt wird. Erstmals sollen sich nun Lernende von Beginn weg an dem Prozess beteiligen können, kündigte Polaschek per Aussendung an. "Ihr Wort wird nun einen gewichtigen Anteil an der Ausarbeitung der Lehrpläne haben."
Roadshow geplant
Dafür wird vom gemeinnützigen Verein YEP - Stimme der Jugend ein Partizipationsprozess aufgesetzt. Gestartet wird mit dem heutigen Freitag, wie YEP-Gründerin Rebekka Dober bei einer Pressekonferenz am Freitag ankündigte. Unter www.demokratiemachtschule.at können sich Schülerinnen und Schüler an einer digitalen Umfrage zum Thema beteiligen. Über die nächsten eineinhalb Jahre soll dann eine "Roadshow" an den Schulen stattfinden, bei der die Jugendlichen sich bei Workshops und Events einbringen können. Das Projekt sei gleichzeitig eine Form der Demokratiebildung, indem Jugendliche durch ihre Stimme auch wirklich etwas verändern können, so Dober. "Wenn es um junge Menschen geht, dann sollten wir auch mitbestimmen - und zwar alle jungen Menschen."
Unterstützung durch Bundesschülervertretung
Von der Bundesschülervertretung wird der Partizipationsprozess unterstützt. "Wir Schülerinnen und Schüler werden wegen unseres geringen Alters oft unterschätzt. Ich glaube, dass dieser Beteiligungsprozess genau das Gegenteil aufzeigen wird, nämlich, dass wir gute, durchdachte und sinnvolle Ideen haben", wurde Bundesschulsprecherin Flora Schmudermayer in der Aussendung des Bildungsministeriums zitiert.
Erst Beteiligungsprozess, dann Lehrplangestaltung
Damit die Ergebnisse nicht in der Schublade verschwinden, wurde von YEP mit dem Ministerium ein sogenannter "Wirkungsvertrag" aufgesetzt, berichtete Dober. Darin hat sich das Ministerium etwa verpflichtet, erst mit dem Lehrplanprozess zu beginnen, wenn die Ergebnisse des Beteiligungsprozesses vorliegen. Danach sollen Jugendliche über ein Sounding Board den Prozess auch weiter begleiten.
Sicht der Schülerinnen und Schüler einbinden
Lehrpläne seien der Versuch, die Jugendlichen für die Top-Themen der nächsten fünf bis zehn Jahre auszubilden. Und dabei sei es dem Bildungsministerium wichtig, nicht nur die Themen aus Sicht der Wirtschaft einzusammeln, sondern auch jene aus Sicht der Schülerinnen und Schüler, begründete Sektionschefin Doris Wagner die Vorgehensweise bei der Pressekonferenz.
BHMS-Lehrpläne kommen nach und nach
Den Auftakt machen - wie beim letztem "Relaunch" vor zehn Jahren - die kaufmännischen Schulen voraussichtlich ab 2024/25. Es folgen die Lehrpläne der technisch-gewerblichen und kunstgewerblichen mittleren und höheren Schulen, dann die Lehrpläne der humanberuflichen mittleren und höheren Schulen. Den Abschluss machen voraussichtlich 2027/28 die höheren land- und forstwirtschaftlichen Lehranstalten. Insgesamt werden dabei über 250 Lehrpläne neu gestaltet. Das Ziel sind laut Ministerium jedenfalls Lehrpläne, die Schüler dabei unterstützen, mit der "Welt von morgen" Schritt zu halten und auf "bewegte Lebens- Bildungs- und Arbeitsbiografien" vorzubereiten - sei es durch Skills wie Kreativität, Risikobereitschaft, Feedbackkultur oder Umgang mit Veränderungen.