Österreichs Lernende im internationalen Vergleich gut aufgestellt
Nur ein Prozent schaffte es auf die höchste Kompetenzstufe
Kompetenzstufe 2 und damit Grundwissen und -fertigkeiten haben 44 Prozent der österreichischen Testteilnehmenden erreicht. Auf Kompetenzstufe 3, auf der man bereits eine gewisse Eigenständigkeit beim Problemlösen aufweisen muss, landeten 17 Prozent der österreichischen Jugendlichen. Nur 1 Prozent schaffte es auf die höchste Kompetenzstufe 4. Mit 506 Punkten in diesem Testbereich schnitt Österreich insgesamt signifikant besser ab als der Schnitt der Vergleichsländer und auch der europäischen Länder, erklärte IEA-Geschäftsführer Dirk Hastedt im Gespräch mit der APA. Im Testbereich "Computational Thinking" - hier geht es um das Verständnis, wie Computer funktionieren, liegt Österreich hingegen etwas unter dem Länderschnitt (476 gegenüber 483 Punkte). Wie im Schnitt aller Länder landeten hier auch in Österreich zwei Drittel mindestens auf Kompetenzstufe 2.
Herkunft entscheidet über Fähigkeiten
Viel größer als zwischen den Ländern seien durchgehend allerdings die Leistungsunterschiede nach sozioökonomischer Herkunft der Schüler, betonte Hastedt. Das zeigt sich einmal mehr besonders deutlich in Österreich: Bei den computer- und informationsbezogenen Kompetenzen erreichten Schüler, die daheim nicht Deutsch sprechen, um 38 Punkte und Schüler mit Migrationshintergrund um 28 Punkte weniger. Schüler, deren Eltern niedrige Bildungsabschlüsse haben, lagen 33 Punkte zurück. Noch größer sind die Rückstände beim Testbereich Computational Thinking (58, 44 bzw. 49 Punkte). Unterschiede gibt es auch nach dem Geschlecht: Während Mädchen bei den computer- und informationsbezogenen Kompetenzen 15 Punkte höher scorten als die Burschen, lagen sie beim Computational Thinking um 12 Punkte hinten.
"Wichtiger Erfolg für das österreichische Bildungssystem"
Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) verwies auf die laut Studienergebnissen überdurchschnittlichen computer- und informationsbezogenen Kompetenzen der Schüler in Österreich und sprach von einem "wichtigen Erfolg für das österreichische Bildungssystem". Man sei "auf dem richtigen Weg, um junge Menschen auf die Anforderungen einer zunehmend digitalisierten Welt vorzubereiten", hieß es in einer Aussendung. Die Kompetenzunterschiede nach sozialem Status und Migrationshintergrund seien aber eine "Herausforderung".
Lehrende ins Boot holen
Experten im Bildungsministerium sehen bei den Kompetenzen der Lehrkräfte noch "Potenzial". Zwar gebe es mittlerweile einen Hochschullehrgang für bereits im Dienst befindliche Pädagoginnen und Pädagogen. Man müsse das Thema aber noch viel stärker in der Grundausbildung, also im Lehramtsstudium, verankern, hieß es bei einem Hintergrundgespräch. Dazu habe man in den neuen Leistungsvereinbarungen mit den Universitäten Schritte gesetzt.
2021 gestartete Geräteinitiative des Ministeriums
Für den sozialen Ausgleich verwies man auf die 2021 gestartete Geräteinitiative des Ministeriums. Im Rahmen dieser erhalten Schülerinnen und Schüler der fünften Schulstufe günstige bzw. kostenlose Endgeräte. Die diesmal im Rahmen von ICILS getesteten Jugendlichen hätten davon aber noch nicht profitiert. Mit den Geräten habe man allerdings nur die Rahmenbedingungen geschaffen, ist man sich im Ministerium bewusst - nun müssten einerseits die Lehrkräfte motiviert werden, diese auch im Unterricht zu nutzen. Andererseits sollten aber auch die Eltern darauf achten, dass die Geräte nicht nur zum Spielen verwendet werden.
Digital unterwegs eher für private Dinge
Insgesamt nutzen Jugendliche die Informations- und Kommunikationstechnik auch an Schultagen vor allem für nicht-schulische Belange. Ein Limit von den Eltern gibt es dabei laut der Untersuchung, an der über 130.000 Jugendliche und über 60.000 Lehrpersonen in 35 Bildungssystemen teilgenommen haben, übrigens vergleichsweise selten: In Österreich gaben 68 Prozent der 14-Jährigen an, dass bei ihnen an Schultagen kein Limit bei der Nutzung digitaler Medien gilt. In der schulfreien Zeit sind es 81 Prozent.