TIMSS 2023
Solide Resultate
Österreichische Lernende schnitten in Mathematik und Naturwissenschaften solide ab. Während der internationale Durchschnitt bei 471 (Mathematik) und 478 Punkten (Naturwissenschaften) liegt, erreichte Österreich in beiden Fächern 512 Punkte. Dies zeigt, dass die Grundkompetenzen auf einem guten Niveau vermittelt werden. Besonders hervorzuheben ist, dass nur 7 Prozent die österreichischen Lernenden in Mathematik die niedrigste Kompetenzstufe erreichen, während dieser Anteil international bei 25 Prozent liegt. Allerdings bleibt die Förderung besonders leistungsstarker Lernende ausbaufähig: Nur 5 Prozent der Lernende erreichen die höchste Kompetenzstufe, verglichen mit Spitzenländern wie Singapur, wo dieser Anteil über 40 Prozent beträgt.
Mathematik: Verteilung der Lernenden auf die Kompetenzstufen
Auch stark bei Umweltbildung
In der seit 2019 in TIMSS einbezogenen Umweltbildung liegt Österreich mit 501 Punkten über dem internationalen Durchschnitt (475 Punkte), jedoch leicht unter dem EU-Schnitt (506 Punkte). Dies unterstreicht, dass Umweltbildung in den österreichischen Lehrplänen berücksichtigt wird, jedoch Potenzial für eine stärkere Fokussierung besteht.
Gut mit Luft nach oben
Ein Blick auf die Verteilung der Kompetenzen zeigt, dass Österreich besser als der internationale Durchschnitt abschneidet, jedoch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, insbesondere in der Spitzengruppe, noch Luft nach oben hat. Bei den Geschlechterunterschieden sind keine signifikanten Differenzen festzustellen. Der viel beschworene Gender Gap ist in Österreich weit geringer als angenommen.
Sektionschefin Doris Wagner, Bildungsministerium
Burschen schneiden in Mathematik und Naturwissenschaften zwar leicht besser ab, doch diese Unterschiede sind mit 7 bzw. 6 Punkten minimal. Interessant ist die geschlechtsspezifische Wahrnehmung: Mädchen schätzen ihre Fähigkeiten in Biologie höher ein, während Burschen in Geografie, Physik und Chemie selbstbewusster auftreten.
Zentrale Herausforderung bleibt Chancengerechtigkeit
Lernende aus sozial schwächeren Familien schneiden sowohl in Mathematik als auch in Naturwissenschaften deutlich schlechter ab. Die Differenz zwischen Lernende mit niedrigem und hohem Sozialstatus beträgt 88 Punkte in Mathematik und 112 Punkte in Naturwissenschaften. Diese Werte liegen über dem EU-Durchschnitt und zeigen die Notwendigkeit, soziale Unterschiede stärker auszugleichen. Besonders besorgniserregend sind die großen Leistungsunterschiede bei Lernende mit Migrationshintergrund. Sie erreichen in Mathematik 38 Punkte weniger als Lernende ohne Migrationshintergrund, in Naturwissenschaften sind es sogar 52 Punkte. Hier ist also Luft nach oben, sagt Robert Klinglmaier, Direktor des IQS (Institut für Qualitätssicherung im österreichischen Schulwesen), das die Testung in Österreich durchgeführt hat.
Robert Klinglmaier, Direktor IQS
Wie motiviert sind Lernende?
Neben den objektiven Ergebnissen wirft TIMSS auch einen Blick auf die Motivation der Lernende. Hier schneidet Österreich schwächer ab als viele europäische Nachbarn. Die Freude an Mathematik und Naturwissenschaften liegt unter dem EU-Schnitt. Mädchen berichten von größerem Interesse an Biologie, während Burschen Geografie, Physik und Chemie bevorzugen. Diese Unterschiede in der Motivation könnten langfristig die Wahl von Studien- und Berufswegen beeinflussen.
Ein bisschen mehr geht immer…
Die Ergebnisse der TIMSS-Studie von 2023 zeigen, dass das österreichische Bildungssystem zwar eine solide Basis bietet, jedoch bei der Förderung leistungsstarker Lernende und bei der Schließung von Bildungsungleichheiten noch Nachholbedarf besteht. IInitiativen wie das MINT-Gütesiegel und gezielte Förderprogramme sollen nicht nur die Kompetenzen stärken, sondern auch die Begeisterung der Lernende für diese Fächer fördern.