Expertenwissen

4 Jahre Lernen, Fördern und Inspirieren mit Tablets

4 Jahre sind eine lange Zeit - von der Ausgabe der Tablets bis hin zur Corona-Pandemie und zum Sommer 2021. Aber nochmal zurück zum Anfang: Im September 2017 wurden 8 erste Klassen von 4 oberösterreichischen Mittelschulen mit Tablets ausgestattet. Das war der Projektstart von "LIFT - Lernen, inspirieren und fördern mit Tablets", welcher von LH-Stv. Christine Haberlander mit Landeshauptmann Thomas Stelzer initiiert wurde. Im März desselben Jahres zuvor wurde die "Agenda für Digitale Bildung für OÖ" präsentiert.

Betreuungsleistung hat besonderen Mehrwert

Im Projektzeitraum von 4 Jahren entwickelten PädagogInnen in Zusammenarbeit mit den Pädagogischen Hochschulen Einsatzszenarien zur Einbindung von Tablets im Unterricht. Ambitioniertes Ziel: Die Tablets in allen Fächern einzusetzen, Aktivitäten in der Praxis mit den SchülerInnen zu erproben und neue Möglichkeiten auszuprobieren. Wissenschaftlich begleitet durch die Fachhochschule Hagenberg und bestens betreut durch eigens für jeden Standort beauftragte "SchulbetreuerInnen" aus den Pädagogischen Hochschulen gelang es, dem Projekt Leben einzuhauchen. Die Education Group zeichnete sich für den Projektlead verantwortlich und brachte die schulübergreifenden Vernetzungsaktivitäten sowie die Rahmenbedingungen ein, die Voraussetzung für das Gelingen sind. Denn wenn den LehrerInnen kein Platz, Raum oder gar Zeit dafür eingeräumt wird, kann ein Projekt über mehrere Mahre hindurch nicht erprobt und entwickelt werden.

Ebenso wichtig waren laufende Fort- und Weiterbildungsprogramme von ExpertInnen der Pädagogischen Hochschulen, denn nur dann kann gewährleistet werden, dass nicht nur einzelne LehrerInnen mit den mobilen Devices arbeiten.

Es genügt nicht, den SchülerInnen einfach ein Tablet in die Hand zu geben, es braucht dazu einen standortbezogenen Schulentwicklungsprozess!

Christine Haberlander, LH-Stv. OÖ

Rückschau auf 4 Jahre Projektlaufzeit

Am 30. Juni 2021 blickte man  - coronabedingt virtuell via ZOOM - auf 4 Jahre Projektlaufzeit zurück. PädagogInnen und DirektorInnen der Mittelschulstandorte St. Georgen am Walde, Helfenberg, Wels und Bad Goisern ließen die vergangenen 4 Jahre nochmal Revue passieren, von der ersten Ausgabe der Tablets im September 2017 bis hin zur Corona-Pandemie, die dank der Tablets und der etablierten Strukturen im Arbeiten sogar einen Vorteil gebracht hat bei Distance Learning, Homeschooling & Co. 

Den größten Benefit hatten wir während der Corona-Zeit. Das Distance Learning ging mit den Tablets viel einfacher, es war wenig zu erklären, die Lernplattform hatten wir schnell installiert und letztendlich war es eine Win-Win-Situation für alle!

Bernhard Schermaier, Pädagoge an der MS 6 Wels

Aber nicht nur das, in so mancher Schule entschied man sich, auch nach dem Projekt mit Tablet-Klassen weiterzumachen und die zukünftigen Jahrgänge mit Tablets auszustatten. "Für die SchülerInnen ist das Tablet nicht mehr wegzudenken", freut sich der Pädagoge.

Pädagogin Birgit Röhrenbacher berichtete, in der ersten Zeit mit sehr einfachen und leichten Apps, mit denen man nichts falsch machen kann, gestartet zu haben. Mit der Zeit trat ein Gewöhnungseffekt ein, die Kinder entwickelten eine große Selbstständigkeit beim Arbeiten mit Tablets - und in der 3. und 4. Klasse begann dann ganz automatisch eine große "Kreativitätsphase", in der die SchülerInnen das Gelernte angewendet haben und auf ganz neue Ideen kamen.

Viele Faktoren spielen für das Gelingen zusammen

Dr. Tanja Jadin präsentierte gemeinsam mit Karoline Prinz (beide FH Hagenberg) eine erste Zusammenschau der Evaluierungsergebnisse. Mehr als deutlich kam bei den Umfragen unter den Lehrkräften dabei heraus, dass es Faktoren gab, die wesentlich zum Projekterfolg beigesteuert haben, und die auch von Anfang an mitgedacht wurden:

Faktor Schulorganisation 

  • Fixes IT-Team in der Schule sowie engagierte/r SchulleiterIn
  • Regeln (Hausordnung) zum Umgang mit Tablets (Gefahren, Netiquette,...)
  • Rahmenbedingungen:
  • technische Ausstattung wie funktionierendes Netzwerk, stabiles WLAN & benötigtes Equipment, aufgeladene Akkus; Zubehör wie Tastatur, Stift oder zusätzliche Ladekabel; Ankauf/Installation von Programmen; Zugang zu E-Books; Schulung von Programmen durch z.B. Fortbildungen; Verfügbarkeit & Zugang zu Endgerät; einheitliche Struktur; digitales Recht
  • Kollaboration, Austausch, Betreuung & Unterstützung: AnsprechpartnerInnen auf technischer Ebene (Hardware & Netzwerktechnik) sowie Fortbildungen auf didaktischer Ebene (Feedback, Best Practice Szenarien); Möglichkeit zur Nachfrage bei Problemen; Datenbank

Faktor Fortbildung

  • Ideengewinnung durch Fortbildungen oder Projekttage bzw. Projektstunden mit externer/n ExpertIn
  • Schulspezifische Fortbildungen zur Gewinnung von:
    • spezifischer Medienkompetenz
    • didaktischen Szenarien zu bestimmten Programmen durch z.B. schulinterne/ externe ExpertInnen 
    • Vorzeigeapps / Tools für jedes Fach
  • Regelmäßige (Online-)Fortbildungen mit geringer TeilnehmerInnenanzahl 
  • Individuelle Fortbildungsschwerpunkte zu den Fächern festlegen & besuchen

Faktor Lehrende

  • Einarbeitungsphase einplanen: vom Einfachen zum Spezifischen durch Herantasten, Hemmschwelle aufbrechen
  • Neugierde & Offenheit: selbstständiges Experimentieren, Testen, mutig sein und dabei nicht aufgeben
  • Fachgerechter Umgang & Anwendung von digitalen Endgeräten
  • Zugriff auf optimale Programme/ Applikationen
  • Unterrichtsplanung: vielfältige Einsatzmethode, Balance zwischen digitalen & analogen Arbeiten – Achtung vor einem Ermüdungseffekt!, Perspektivenwechsel durch verschiedene Lernorte, Aktualität von Applikationen & Programmen
  • Sich Zeit nehmen​​​​​​​
  • Unterstützung der SchülerInnen:
    • Individualisierung (individuelle Schwierigkeitsgrade von Aufgaben, differenzierte Übungen bzw. Zusatzübungen; Fördermöglichkeit & Unterstützung durch Lehrperson)
    • Förderung des selbstständigen Arbeitens    
    • Kollaboratives Arbeiten in der Gruppe sowie Inklusion

​​​​​​​​​​​​​​Zusammenfassend erlebte man das Tablet als eine absolute Bereicherung und bezeichnete es als ein Lernmedium, das in die Schultasche gehört - egal ob als multimediales Schulbuch, mobile Wissensresource, hybrides Medium für jede Situation oder kreatives Werkzeug.

Spaß beim virtuellen Pubquiz

Abschließend wartete man mit einem besonderen Schmankerl für die Schulen auf: Dr. Thomas Strasser (PH Wien) sowie Dr. Elke Höfler (Universität Graz) führten in die Methode eines virtuellen Pubquiz ein und betätigten sich auch gleich als Quizmaster beim gemeinsamen Spielen und Rätseln. In verschiedenen Kategorien wurden knifflige Fragen gestellt, auf die man sich nicht unbedingt vorbereiten konnte - oder haben Sie schon einmal ein Musikstück in verkehrter Richtung abgespielt erraten? Googeln war natürlich strengstens verboten - auch wenn die Versuchung groß war :)

Am Ende waren die Teams, die in Breakout-Rooms gemeinsam am Beantworten der Rätselfragen getüftelt haben, nahezu gleich gut. Das Projektteam entschloss kurzerhand, allen Schulen den gleichen Preis in Form von Gutscheinen auszuspielen, die für den Schulstandort für das eine oder andere technische Gadget ausgegeben werden kann.

Alles in allem war es ein gelungener Projektabschluss, der auch auf virtuellem Wege dank der technischen Möglichkeiten bestens funktioniert hat und die gute Stimmung im Team wiedergespiegelt hat.

Praxiseinblicke, Unterrichtsszenarien und Videos

Auf der Projekthomepage finden Interessierte alle Ideen und Inspirationen für den tabletgestützten Unterricht: Video-Praxiseinblicke, empfehlenswerte Tools & Apps, Ergebnisberichte sowie Unterrichtsszenarien.

LIFT - Lernen, inspirieren und fördern mit Tablets​​​​​​​