Expertenwissen
Gibt´s das Buch in der digitalen Welt noch?
JA, die Lesefreude der 6- bis 10-Jährigen bleibt auch in Zeiten von Corona, trotz Distance Learning und mehr Zeit vorm Computer/Laptop hoch. Zwei Drittel der oberösterreichischen Kinder lesen gerne und somit ist das Leseinteresse ähnlich hoch wie in den letzten Jahren (2020: 65 % lesen gerne, 2018: 68 %, 2016: 66 %, 2014: 63 %).
Das zeigen die Ergebnisse der 7. Oö. Kinder-Medien-Studie 2020, in der 489 Kinder im Alter von 6 bis 10 Jahren zu ihrem Medienverhalten befragt wurden.
Mädchen lesen, wie in den vergangenen Jahren auch schon, besonders gerne (Mädchen: 74 % lesen gerne; Buben: 57 %). Beim Alter gibt es keine Unterschiede: 6- bis 7-Jährige lesen genau so gerne wie 8- bis 10-Jährige. Geschwister haben noch einen Einfluss auf das Leseinteresse. 68 % der Kinder, die Geschwister haben, geben an, gerne zu lesen, während es bei Kindern ohne Geschwister 59 % sind.
Besonders beliebt sind Tier- und Abenteuergeschichten, Sachbücher und Zeitschriften über Tiere, Hexen- bzw. Zaubergeschichten und Comics.
Die Nutzung von eBooks nimmt zwar auch bei den Kindern langsam zu (2014: 5 %, 2016: 10 %, 2018: 11 %, 2020: 22 %), aber deutlich häufiger werden normale Bücher gelesen.
Eltern als Vorbild
Eltern mit Kindern zw. 3 und 10 Jahren räumen Büchern einen hohen Stellenwert ein und bewerten sie recht positiv. Bücher fördern ihrer Meinung nach die Fantasie (88 %), Kinder lernen daraus (87 %), Bücher bieten Unterstützung für die Schule (75 %), sind für Kinder spannend (73 %) und bieten Vorbilder (65 %). Anders als bei Computer und Internet befürchten Eltern bei Büchern weniger, dass sie Einfluss auf Gewaltbereitschaft haben könnten oder ungeeignete Dinge vermitteln könnten.
Generell ist es für 73 % der Eltern sehr wichtig, dass ihr Kind Bücher liest und fast alle (94 %) lesen bzw. haben ihren Kindern vorgelesen – mehr als die Hälfte sogar (53 %) jeden Tag.
Auch sie selbst geben an, dass sie gerne lesen – besonders Eltern mit Matura/Universitätsabschluss (62 %). eBooks kommen bei den Erwachsenen häufiger zum Einsatz als bei den Kindern. 42 % der Eltern lesen regelmäßig bzw. hin und wieder ein eBook – aber auch sie greifen häufiger zum klassischen Buch als zu digitalen Büchern.
Chillen, Freunde, Musik – Alltag der Jugendlichen
Im jugendlichen Alter ändern sich auch die Interessen. Die Bedeutung von Freunden/Freundschaften nehmen zu, Musik hören und Internet werden wichtiger und unweigerlich stellt sich die Frage, ob Bücher im Alltag der Jugendlichen noch Platz haben und sie sich noch dafür begeistern können. 2019, noch vor Corona, wurden im Rahmen der
6. Oö. Jugend-Medien-Studie 500 Jugendliche aus Oberösterreich zwischen 11 und 18 Jahren zu ihren Interessen, ihrem Freizeit- und Medienverhalten befragt. Die Ergebnisse zeigen, dass das Buch nicht verschwunden ist: Jeder fünfte Jugendliche gab damals an, dass er/sie sich sehr für Bücher, Zeitschriften und Lesen sehr interessiert. Freunde/Freundschaften (67 %), Musik hören (55 %) und Internet (46 %) waren die Top 3 Interessensgebiete der Jugendlichen.
Aber wie gerne lesen nun die jungen Menschen in Oberösterreich generell? Die Hälfte der Befragten gibt an, dass sie sehr gerne bzw. gerne lesen. Damit ist das Leseinteresse ähnlich hoch wie 2011 oder 2013. Das hohe Level von 2015 und 2017 wurde nicht erreicht. (Chart 36) (2011: 51 %, 2013: 52 %, 2015: 61 %, 2017: 57 %, 2019: 50 %). Ähnlich wie bei den Kindern auch schon ist das Leseinteresse bei Mädchen (58 %) höher als bei Burschen (40 %).
Gelesen werden am liebsten Jugendbücher und Jugendromane. Danach folgen Fantasygeschichten, Kriminalromane, Horrorbücher, Liebesromane, aktuelle Bestseller und Science Fiction-Bücher. eBooks werden häufiger gelesen als noch in den letzten Jahren (2013: 9 % lesen zumindest hin und wieder eBooks, 2015: 24 %, 2017: 27 %, 2019: 34 %), bei der Entscheidung zwischen einem klassischen und einem digitalen Buch hat die Papierversion weiterhin die Nase klar vorne.
Bedeutung der Tageszeitung
Die Hälfte der Jugendlichen gibt an, dass es bei ihnen zu Hause eine Tageszeitung gibt. Wenn sie sich aber über das aktuelle Geschehen in Wirtschaft, Politik oder Kultur informieren, nutzen die meisten 11- bis 18-Jährigen das Internet (62 %). 34 % nehmen auch eine (zu zahlende) Zeitung und 25 % eine Gratiszeitung zur Hand. Interessant ist aber ihre Einschätzung zur Glaubwürdigkeit der einzelnen Medien. Am häufigsten wird zwar im Internet recherchiert, aber nur 33 % schätzen das Internet als glaubwürdige Informationsquelle ein, 13 % vertrauen einer Gratiszeitung, als glaubwürdigste Informationsquelle wird die Bezahl-Zeitung (47 %) gesehen.
Die Oö. Medien-Studien
Der Education Group ist es ein Anliegen, das Medienverhalten junger Menschen genau zu hinterfragen. Daher werden abwechselnd Kinder zwischen 3 und 10 Jahren und Jugendliche zwischen 11 und 18 Jahren zu ihrem Medienverhalten befragt. So ist es möglich, Trends und Entwicklungen zu erkennen und darauf zu reagieren.
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