Sprachliche Bildung: So gelingt die Sprachförderung von Anfang an!

In Österreich spielt die deutsche Sprache eine zentrale Rolle für den Lernerfolg. Gerade in den Schulen ist sie entscheidend für den Bildungsweg der Kinder. Doch viele Kinder bringen verschiedene Erstsprachen mit in die Bildungseinrichtungen. Deshalb ist es besonders wichtig, diese Vielfalt zu berücksichtigen und den Erwerb der deutschen Sprache frühzeitig zu fördern, um Chancengleichheit zu schaffen. Dafür braucht es nicht nur Wissen über die Sprache, sondern auch eine sprachsensible Herangehensweise.

Ein Forschungsprojekt der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz mit 15 Kindergärten aus ganz Österreich zeigt, wie das gelingen kann. Wir haben den Praxiskindergarten Blasenberg der BAfEP Feldkirch mit unserem Filmteam besucht sowie mit allen am Projekt Beteiligten gesprochen.

Ergebnisse des Forschungsprojektes

Das Forschungsprojekt der Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz mit 15 Kindergärten aus ganz Österreich zeigt, wie das gelingen kann.

Zu den Forschungsergebnissen (PDF)​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​​

Sechs typische Sprachfehler, die Sie kennen sollten!

Auf dieser Grundlage haben wir sechs typische sprachliche Fehler identifiziert, die Kinder unter dem Einfluss ihrer Erstsprache immer wieder machen.  In Kooperation mit Ingrid Prandstetter (Wort & Laut Detektive) sind 6 Kurzvideos entstanden, die Ihnen bei der Sprachförderung mit Kindern eine hilfreiche Unterstützung sein sollen.

Warum Kinder mit türkischer Erstsprache die Zahl 8 mit der Zahl 6 verwechseln


In den Zahlen von NULL bis ZEHN stecken 10 unterschiedliche Phoneme, die es in vielen Sprachen nicht gibt: ch, chs, ei, eu, h (wird als ch gesprochen), ie, ü, v (wird als w gesprochen), z (wird als s gesprochen) sowie Doppelmitlaute.

Das sogenannte "Triple Code Modell" von Dehaene (2012) ist eine Theorie, die erklärt, wie unser Gehirn Zahlen und mathematische Informationen verarbeitet. Es besagt, dass wir Zahlen auf drei verschiedene Arten "kodieren" oder repräsentieren können:

1. Visueller Code (arabische Zahlen): Das ist die Art und Weise, wie wir Zahlen sehen, also als Symbole wie "3", "7" oder "42". Wenn wir eine Zahl aufschreiben oder lesen, benutzen wir diesen visuellen Code.

2. Verbaler Code (gesprochene Zahlwörter): Hier geht es darum, wie wir Zahlen in Worten ausdrücken und hören, z.B. "drei", "sieben" oder "zweiundvierzig". Wenn wir eine Zahl laut aussprechen oder hören, verwenden wir diesen Code.

3. Analoger Code (Mengenverständnis):  Dieser Code hilft uns, die Größe von Zahlen zu verstehen und miteinander zu vergleichen, ohne sie direkt zu zählen. Vergleichbar mit einem "inneren" Gefühl dafür, dass "8" mehr ist als "5", ohne die Zahlen direkt zu sehen oder zu hören.

Diese drei Codes arbeiten zusammen, um uns zu helfen, Zahlen zu verstehen, zu verarbeiten und mit ihnen zu arbeiten, sei es beim Rechnen, beim Lesen von Zahlen oder beim Schätzen von Mengen.

Siehe auch "Zehnerpfad​​​​​​​" der Wort & Laut Detektive, der dem Triple-Code-Modell entspricht.

Warum Kinder mit türkischer Erstsprache beim Schreiben von Zahlen ab 10 Fehler machen.

 

Im türkischen Zahlensystem werden die Zahlen ab 11 folgendermaßen gebildet: 11= zehn - eins, 12 = zehn - zwei, etc.
​​​​​​​In den Zahlen von NULL bis ZEHN stecken zudem 10 unterschiedliche Phoneme, die es in vielen Sprachen nicht gibt: ch, chs, ei, eu, h (wird als ch gesprochen), ie, ü, v (wird als w gesprochen), z (wird als s gesprochen), Doppelmitlaut.

Das sogenannte "Triple Code Modell" von Dehaene (2012) ist eine Theorie, die erklärt, wie unser Gehirn Zahlen und mathematische Informationen verarbeitet. Es besagt, dass wir Zahlen auf drei verschiedene Arten "kodieren" oder repräsentieren können:

1. Visueller Code (arabische Zahlen): Das ist die Art und Weise, wie wir Zahlen sehen, also als Symbole wie "3", "7" oder "42". Wenn wir eine Zahl aufschreiben oder lesen, benutzen wir diesen visuellen Code.

2. Verbaler Code (gesprochene Zahlwörter): Hier geht es darum, wie wir Zahlen in Worten ausdrücken und hören, z.B. "drei", "sieben" oder "zweiundvierzig". Wenn wir eine Zahl laut aussprechen oder hören, verwenden wir diesen Code.

3. Analoger Code (Mengenverständnis):  Dieser Code hilft uns, die Größe von Zahlen zu verstehen und miteinander zu vergleichen, ohne sie direkt zu zählen. Vergleichbar mit einem "inneren" Gefühl dafür, dass "8" mehr ist als "5", ohne die Zahlen direkt zu sehen oder zu hören.

Diese drei Codes arbeiten zusammen, um uns zu helfen, Zahlen zu verstehen, zu verarbeiten und mit ihnen zu arbeiten, sei es beim Rechnen, beim Lesen von Zahlen oder beim Schätzen von Mengen.

Siehe auch "Zwanzigerpfad​​​​​​​" der Wort & Laut Detektive, der dem Triple-Code-Modell entspricht.

Warum Kinder mit bosnisch-kroatisch-serbischer, türkischer, arabischer Erstsprache sowie vielen weiteren Erstsprachen Fehler bei der Bildung der Vergangenheit machen.

Anmerkung: Im Türkischen wird übrigens die Suppe nicht gegessen, sondern getrunken! Also: „Ich habe eine Suppe getrunken." anstelle von „Ich habe eine Suppe gegessen."

Anlassbezogen in verschiedensten Alltags-Situationen üben/sprechen:

Situation "Jausenpause":
​​​​​​​Ich esse einen Apfel. Ich habe einen Apfel gegessen. Ich gehe auf die Toilette. Ich bin auf die Toilette gegangen. (Bildtafel Nr. 38​​​​​​​​​​​​​​ "Die Vergangenheit")

Situation "Bewegung & Sport":
Die mit "sein" gebildeten Verben haben meistens mit Bewegung - von A nach B -  zu tun. (z.B. Ich laufe schnell. Ich bin schnell gelaufen. Ich hüpfe über das Seil. Ich bin über das Seil gehüpft. Ich schwimme im Wasser. Ich bin im Wasser geschwommen.) Ausnahmen: z.B. Ich liege. Ich bin gelegen.
Alle anderen Verben werden mit dem Hilfszeitwort "haben" gebildet. (z.B. Ich trinke Wasser. Ich habe Wasser getrunken. Ich spiele mit dem Ball. Ich habe mit dem Ball gespielt. Ich lese ein Buch. Ich habe ein Buch gelesen.)

Warum Kinder mit türkischer oder ungarischer Erstsprache Fehler bei der Mehrzahlbildung machen.

Grundsätzlich gibt es natürlich den Plural, aber in Kombination mit einem Zahlwort ist die Singularform korrekt!

 

In der deutschen Sprache gibt es neun Pluralformen, während es in vielen anderen Erstsprachen wenigere Formen gibt.

Im Türkischen gibt es z.B. nur eine Pluralform. Man hängt entweder -lar oder -ler an das Wort an. (Es ist nur eine Pluralform, die sich jedoch entsprechend der Vokalharmonie in -ler oder -lar verändert).

Siehe auch Bildtafeln Nr. 46-48​​​​​​​​​​​​​​/Wort & Laut Detektive

Warum Kinder mit türkischer oder bosnisch-kroatisch-serbischer Erstsprache sowie vielen weiteren Erstsprachen die temporalen Präpositionen im - am - um verwechseln.

Für die temporalen Präpositionen "am", "im" und "um" gibt es in vielen Sprachen nur ein einziges Wort. Darum bereitet der richtige Einsatz der Zeitergänzung oft Probleme.

Tipps zum Üben der Zeitergänzung:

Präposition "am": Thema Wochentage

  • Wochentagelied "Laurentia​​​​​​​" (abgewandelte Version von "Laurentia, liebe Laurentia mein" singen: Laurentia, liebes Laurentialein, wann werden wir wieder beisammen sein...)
    ​​​​​​​Hintergrund: Possessivpronomen werden im Deutschen NICHT nachgestellt!
  • Die kleine Raupe Nimmersatt: Wochentage plus Präposition "am"
  • Bildtafel Nr. 27/Wort & Laut Detektive

Präposition "im": Thema Monate/Jahreszeiten:

  • Lied "Und wer im Jänner geboren ist, steht auf" (tritt ein)
  • Monatsnamen lassen sich auch gut mit den Ordnungszahlen nutzen. (Z.B.: Jänner ist der erste Monat. Im Jänner beginnt das neue Jahr.)
    ​​​​​​​Auch der Einsatz von Farben für die vier Jahreszeiten bietet sich an. (siehe Bildtafel Nr. 28/Wort & Laut Detektive)
  • Anhand von Personen einer Gruppe können Übungsvarianten gebildet und mit verschiedenen Kalendern visualisiert werden: Pädagog:in zu Paul: "Du bist im Mai geboren." Paul: "Ich bin im Mai geboren." Esra: "Aha, Paul ist im Mai geboren!"
    Da jüngere Kinder ihren Geburtstag meist nicht wissen, wäre das eine geeignete Spielvariante, die den Kindern viel Spaß bereitet.
    ​​​​​​​Variation: Ich wurde .... geboren. (Einführung des Passiv in spielerischer Form)

Präposition "um": Thema Die Uhrzeit:

  • Volle und halbe Stunden (Hürde: viele Sprachen bilden die halben Stunden wie in Englisch!)
  • Um acht Uhr beginnt der Unterricht. Um neun Uhr ist Jausenpause.
  • Bildtafel Nr. 29​​​​​​​​​​​​​​/Wort & Laut Detektive

Anregung: Bei Elterngesprächen oder Elternhefteinträgen die digitale Zeit verwenden, um Missverständnissen vorzubeugen: "Um 8:30 Uhr ist Lehrausgang." (NICHT halb neun sagen!) 

Warum Kinder mit türkischer oder anderer Erstsprache meist "seine" als besitzanzeigendes Fürwort verwenden

Für die Possessivpronomen "sein", "seine", "ihr", "ihre" gibt es in manchen Sprachen keine Unterscheidung. Der Grund liegt darin, dass es z.B. in den Sprachen Farsi, Türkisch, Ungarisch etc. kein Geschlecht und keine Artikel gibt. Darum bereitet der richtige Einsatz oft Probleme und es passiert eine Generalisierung von "seine" (Seine Kleid ist grün.).

Tipps zum Üben der Possessivpronomen:

Wichtig ist ein schrittweises aufbauendes Üben:

Schritt 1 - weibliche Namenwörter üben:

  • Nur "seine" und "ihre" unterscheiden üben. Beispiel: die Hose -->  seine Hose, ihre Hose

Schritt 2: männliche Namenwörter üben:

  • Nur "sein" und "ihr" üben. Beispiel: der Pullover -->  sein Pullover, ihr Pullover

Schritt 3: sächliche Namenwörter üben:

  • ​​​​​​​Nur "sein" und "ihr" üben. Beispiel: das T-Shirt --> sein T-Shirt, ihr T-Shirt

Weitere Anregungen zur spielerischen Erarbeitung und Übung der Possessivpronomen​​​​​​​

Ein besonderer Dank für die Zusammenarbeit gilt:

  • Danièle Hollick und Aleksandra Jaramaz vom Institut Wissenschaftstransfer der Privaten Pädagogischen Hochschule der Diözese Linz!
  • Den engagierten und hochprofessionellen Pädagoginnen Renate Schmidt und Christine Krumböck vom Praxiskindergarten Blasenberg der BAfEP Feldkirch!
  • Ingrid Prandstetter, Lernspielentwicklerin, Pädagogin sowie Geschäftsführerin der Wort & Laut Detektive!