Kleinkinder und digitale Medien
"Das Abstellen von der Glotze ist das falsche Signal, die Kinder sollten begleitet sein!"
Das durchschnittliche Alter, ab dem Kleinkinder ins Internet gehen, ist der erste Geburtstag. Eigene Geräte haben sie zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Für viele Familien ist das Alltag und auch gerade in Corona-Zeiten gelebte Tradition, dass Kinder vor dem TV-Gerät abgestellt werden oder mit dem Tablet oder Smartphone beschäftigt werden.
Im Rahmen der Medien-Studien, die jährlich von der Education Group in Auftrag geben werden erhalten wir zahlreiche, spannende Infos über das Medienverhalten von Kindern und Jugendlichen. In der letzten Medienstudie aus dem Jahr 2020 (7. Kinder-Medien-Studie) lag der Schwerpunkt wieder auf den Kindern.
Ein Viertel der Kinder zwischen 3 und 10 hat laut Angaben der Eltern ein eigenes Handy. Wir haben uns bei einer Expertin umgehört, was es bedeutet, wenn Kinder so früh Erfahrungen mit technischen Hilfsmitteln bzw. auch dem Internet machen und welche Gefahren damit vielleicht auch einhergehen.
Barbara Buchegger erklärt, dass es wichtig ist, gerade Kleinkinder bei ihrem Umgang mit digitalen Medien zu begleiten und ihnen nicht blindlings diese Geräte einfach in die Hand zu drücken. Denn oft seien es sehr komplexe Inhalte und bei Filmen oder Serien oft zu schnelle Schnittfolgen, denen die Kinderaugen noch nicht ausreichend folgen können.
Kinderärzte geben grundsätzlich die Empfehlung, dass man es möglichst vermeiden soll, die Kinder vor dem dritten Geburtstag mit digitalen Geräten zusammen zu bringen. Dass dies in der Praxis eher schwierig ist, liegt auf der Hand. Sind wir Erwachsenen doch selber gefühlt ständig mit den Augen auf unserem Smartphone.
„Kinder wollen das, was Erwachsene auch machen“, sagt Buchegger. Und deshalb ist es unvermeidbar. Laut der Expertin fordern die Kinder den Umgang und die Auseinandersetzung mit den digitalen Medien direkt ein. „Kinder können da auch durchaus Terror ausüben“, warnt Buchegger.
Trotzdem gibt es Entwarnung. So schlimm ist das alles nicht. Wichtig ist, dass die Kinder auf ihrem Weg in die Welt der digitalen Medien begleitet werden. Dass man sich als Eltern oder Großeltern auch Zeit nimmt und sich den Kindern auf ihrem Weg widmet. Denn, so Buchegger abschließend: „Digitale Medien sind normal im Alltag. Sie sollen auch für Kinder normal sein und keine Bedrohung darstellen“.
DI Barbara Buchegger, M.Ed ist Pädagogische Leiterin der Initiative Saferinternet.at und führt Schulungen für Eltern, Lehrende und SchülerInnen durch. Sie ist außerdem Expertin für digitale Medien und Medienkompetenzförderung und beschäftigt sich seit vielen Jahren mit dem Verhalten von Kindern und Jugendlichen in der Online-Welt.