Humor als Lebenseinstellung - Interview mit Petra Klapps

Stellen Sie sich vor, Sie sind Lehrerin und kommen in eine 7. Klasse. Quer durch den Raum ist eine Leine gespannt, auf der prominent eine Wäschekluppe klemmt, von der ein Präservativ baumelt. Die Lehrerin bin ich und erwartungsvolle Blicke sind auf mich gerichtet. "Tats leicht Wäsch´aufhänga? Is heid a Waschtog?" frage ich in die Runde. Einige sind überrascht und lachen. Ich sage belehrend: "Wie oft muas i eich nu sogn, das ma des net auswoschn kaun und imma wieda vawendn?"

bunte viel zu große Clownschuhe

Szenenwechsel. Ich bin am Weg zu einer Unterrichtsstunde, am Gang steht ein Einkaufswagerl, an dem ich vorbei muss. Ein Schüler kommt auf mich zu und fragt: "Darf ich Sie in die Klasse begleiten, Frau Professor?" "Begleiten nicht, aber hinein rollen kannst du mich", sage ich und setze mich in den Einkaufswagen. "Bitte ins Zimmer 106, Herr Pfleger"!

Wenn Sie jetzt denken, so etwas geht in einem Gymnasium nicht, dann haben Sie recht. Für mich war das auch lange so und ich wusste genau, was im Schulkontext gefragt ist, was meine Autorität sichert und was den Lernerfolg positiv oder negativ beeinflusst.

Ich war bemüht, eine unnahbare Autoritätsperson darzustellen...

Ich arbeite an zwei Gymnasien, mittlerweile seit 20 Jahren und schon im ersten Dienstjahr stellte sich ein Tinnitus bei mir ein, der mich seither treu begleitet. Heute würde ich mich als damals recht ängstlich beschreiben, als sehr bemüht, keine Fehler zu machen, jede Situation im Griff zu haben und mir keine Blöße zu geben, um nicht belächelt oder gar ausgelacht zu werden. Kurz: ich war bemüht, eine unnahbare Autoritätsperson darzustellen.

Wie unlebendig muss Schule sein, damit sie gut ist? Diese Frage drängte sich mir auf, wenn ich auf die meisten Kollegen und Kolleginnen sowie auch auf mich selbst schaute und die Auswirkungen von jahrelangem Unterrichten sah:

Ärger, Gejammer, Frustration, blank liegende Nerven, Burn-out, die Blicke immer auf das Fehlende, auf die Defizite gerichtet. Im Gegensatz dazu gab es auch andere, denen nach Jahren der Arbeit mit den selben Schülern und Schülerinnen die Freude nicht vergangen war. Was machte den Unterschied? Doch wohl so was wie: Freude an der Begegnung, spitzbübisch freche Lebenslust, Neugier auf die Vitalität junger Menschen. Aber wo  lernte man das (wieder)?

Ich begann eine Theaterpädagogik-Ausbildung und fing an, mich mit Clownerie und Improtheater zu beschäftigen. Es war erstaunlich, wie viele Anlagen bei mir und allen anderen da waren und nur den richtigen Rahmen brauchten, um mit geeigneten Anleitungen und Übungen „wiederbelebt“ zu werden.

Von da an begann ich meine Unterrichtsstunden anders...

„Die Welt des Glücklichen ist eine völlig andere als die Welt des Unglücklichen“ sagte schon Ludwig Wittgenstein und so war auch meine Welt, die einer „Wiederbelebten“,  eine völlig andere als zuvor. Von da an begann ich meine Unterrichtsstunden anders, unterbrach sie, wenn sich Müdigkeit breit machte und die Konzentration weg war, um einige Improtheater-Übungen oder „Energizer“ zu machen.

Ich fing an, Stundenwiederholungen mit Improtheaterübungen zu kombinieren, forderte einen „verrückten Beitrag“ bei Referaten und stellte ganz einfach Dinge in Frage obwohl sie eine lange Tradition hatten. Fehler oder „No-Gos“ als Pflichtteile in Referaten, machten den Unterricht menschlicher und lebendiger. Es ging mir überhaupt um das Thema, wie wir in der Schule mit Fehlern umgehen. Die Schüler und Schülerinnen wurden mit Fragen konfrontiert, zu denen sie keine Antworten auswendig lernen konnten, sondern bei denen sie als Person „gefragt“ waren und zu einer persönlichen Stellungnahme herausgefordert wurden.

Vor zwei Jahren ergab sich eine Möglichkeit, die ich als weiteres Puzzleteil in meiner Entwicklung sehe. Ich begann eine zweijährige Ausbildung zur Clownin bei Petra Klapps, einer Fachärztin für Neurologie, Psychotherapeutin, Physiotherapeutin, Coach, Pantomimin und Clownin.  Dieser erfahrenen Vermittlerin von Humor als Lebenshaltung habe ich ein paar Fragen gestellt.

Lesen Sie HIER das Interview mit Petra Klapps!

 

Mag. Silvia Plasser - arbeitet als Lehrerin für Psychologie, Philosophie, Kommunikation u. Präsentation; betreibt eine Psychologische Praxis nach Logotherapie und Systemischer Familientherapie