Ab Herbst sind Kinderschutzkonzepte an Schulen Pflicht

Im Jänner 2023 kündigte Bildungsminister Martin Polaschek den Kampf gegen Missbrauch in Bildungseinrichtungen mit einer bundesweiten Kinderschutzoffensive an. Im September 2023 beschloss der Ministerrat Polascheks Vorhaben. Ab Herbst 2024 muss es nun in Österreich an jeder Schule ein Kinderschutzkonzept geben.

Trauriges Mädchen sitzt auf der Stiege

Die Schulordnung 2024 bringt außerdem einen Verhaltenskodex für alle Personen, die ins Schulhaus kommen, und klare Handlungsanleitungen, wie bei Verdachtsfällen vorzugehen ist. Bei einer Pressekonferenz kündigte Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) am Freitag zudem mehr Mittel für Fort- und Weiterbildung zum Thema an.

Mit den Maßnahmen wolle man die Kinder vor jeglicher Form von Gewalt schützen und den Schülerinnen und Schülern zeigen, dass Gewalt - egal ob physische, psychische oder Missbrauch - inakzeptabel sei, so BIldungsminister Polaschek. Mehraufwand für die Schulen erwartet er nicht. "Etwas für den Schutz von Kindern zu tun, kann kein bürokratischer Mehraufwand sein. Es ist in der Verantwortung der Lehrerinnen und Lehrer und ich weiß, dass sie diese Verantwortung auch gerne wahrnehmen." Es sei wichtig, dass alle Verantwortlichen wissen, wie sie sich bei Verdachtsfällen gegenüber dem Kind oder auch einem möglichen Täter verhalten sollen.

Handreichung für Kinderschutzkonzepte vom Bildungsministerium

Die gesetzlichen Grundlagen für die Kinderschutzkonzepte liegen schon länger vor, mit der Verordnung wird nun die praktische Umsetzung geregelt. Vom Ministerium sollen die Schulen - wie von der Lehrervertretung eingefordert - zeitnah eine Handreichung für die Kinderschutzkonzepte bekommen, die auf Basis bisheriger Erfahrungen der Schulverwaltung mit Verdachts- und tatsächlichen Missbrauchsfällen erarbeitet wurde. Die Schulen müssen laut Polaschek nur noch jene Details ergänzen, die ihren konkreten Standort betreffen - etwa bei der Risikoanalyse Hinweise auf uneinsichtige Ecken oder Hintertüren, über die auch schulfremde Personen ins Haus gelangen könnten. 

Abschlagstunden für Lehrer, die im Kinderschutzteam arbeiten

Erarbeitet werden sollen die Schutzkonzepte im Lauf des kommenden Schuljahrs. Standorte, die schon eines haben, sollen es nur punktuell ergänzen müssen. Entgegengekommen ist man Kritikern auch bei den Kinderschutzteams: Hier wird es für Lehrer, die diese Aufgabe übernehmen, Abschlagstunden geben - sie müssen also im Gegenzug weniger unterrichten. Besonders kleine Standorte können sich Kinderschutzteams teilen.

An den Pädagogischen Hochschulen kündigte Polaschek 20 neue Planstellen für Schulentwicklungsberatung an. Außerdem soll es auch mehr Fort- und Weiterbildung für Lehrpersonal und Schulleitungen zum Thema geben.

Umsetzung in Wien

Aus der Wiener Bildungsdirektion wurde betont, dass die Schulen der Bundeshauptstadt schon im Herbst 2022 mit Kinderschutzkonzepten beauftragt wurden, zu dem u.a. ein Verhaltenskodex und die Möglichkeit, Missstände anonym zu melden, gehört. Außerdem sei in der Bildungsdirektion selbst eine Kompetenzstelle Kinder- und Jugendschutz eingerichtet worden.

Quelle: APA/Science