"Aktionstag Bildung" für mehr Ressourcen an Schulen

Rund 50 Organisationen und zivilgesellschaftliche Initiativen haben am Donnerstag beim "Aktionstag Bildung" bessere Rahmenbedingungen an den Schulen und gemeinsame Bildung für Menschen ohne und mit Behinderung vom Kindergarten bis zur Uni gefordert. Wie schon beim ersten Aktionstag vor einem Jahr sind in Wien auch die Freizeitpädagogen von "Bildung im Mittelpunkt" dabei und demonstrieren gegen die geplanten Änderungen ihres Berufsbildes. Die Stimmung ist aufgeheizt, schule.at war in Wien bei einem Lokalaugenschein und hat mit den Pädagoginnen und Pädagogen vor Ort gesprochen!

Immer weniger Ressourcen, immer mehr Aufgaben

Bei immer weniger Ressourcen müssten derzeit immer mehr Herausforderungen bewältigt werden. Die Strukturen seien außerdem alles andere als zeitgemäß, so die Organisatoren - von Lehrergewerkschaften über Bildungsinitiativen und Behindertenverbände bis zur Kindergarten-Plattform NEBÖ und der Österreichischen HochschülerInnenschaft. Politische Unterstützung für den Aktionstag kam im Vorfeld von SPÖ, NEOS und den Wiener Grünen.

Dem Schulsystem geht die Inklusion ab

"Wir haben ein Schulsystem, das ausschließt und aussondert - da kann sich die einzelne Lehrerin noch so bemühen, jedes Kind individuell zu stärken", kritisierte Angelika Weikmann von der Initiative "Gemeinsame Bildung 2.0". Kinder und Jugendliche mit Behinderung würden von gemeinsamer Bildung ausgeschlossen, Kinder aus bildungsfernen Schichten hätten immer noch weniger Bildungschancen. "Es braucht einen gesamtgesellschaftlichen Diskussionsprozess darüber, welches Bildungssystem wir heute brauchen." Wenn der Lehrberuf wieder öfter als sinnstiftend erlebt werde, dann würden auch wieder mehr Junge den Lehrberuf ergreifen und dort bleiben.

Hoher Frust über Rahmenbedingungen

Aktuell seien allerdings immer mehr Lehrerinnen und Lehrer frustriert über die Rahmenbedingungen an den Schulen, berichtete der Wiener Pflichtschullehrervertreter Bernd Kniefacz (ÖLI-UG). In den Volksschulklassen etwa säßen bis zu 25 Kinder, gleichzeitig hätten die Lehrer zu wenig Unterstützung und Ressourcen. Maßnahmen des Bildungsministeriums - Mittel für zusätzliche Sekretariatskräfte, Schulpsychologen und Sozialarbeiter oder zuletzt weitere Entlastungen bei Bürokratie und Administration - seien "kleine Schritte in die richtige Richtung". Man könne aber einen Flächenbrand nicht mit einem Kübel Wasser löschen.

Kleinere Klassen gefordert

Notwendig wären etwa kleinere Klassen, in der Volksschule mit Doppelbesetzung, forderte Bildungsaktivist Michael Wagner von "Bessere Schule Jetzt". Großes Ziel sei ein "besseres Schulsystem", in dem Kinder und Jugendliche mit und ohne Behinderung acht oder neun Jahre lang gemeinsam lernen. Auch die Inhalte müssten in Zeiten von rasantem Wissenszuwachs und KI hinterfragt werden, "das heutige Schulsystem adressiert nicht mehr, was wir brauchen".

Bundesweite Aktionen

Aktionen wurden für Donnerstag in St. Pölten, Graz, Steyr, Innsbruck und Bregenz angekündigt. In Wien startete um 16 Uhr ein Demozug vom Sigmund-Freud-Park durch die innere Stadt mit - nach Veranstalterangaben - rund 2.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer.

Proteste der Freizeitpädagogen im Rahmen des Aktionstages

Die Freizeitpädagogen von "Bildung im Mittelpunkt" (BiM), die an mehr als 140 öffentlichen Volksschulen den Freizeitteil gestalten, haben im Rahmen des Aktionstags auch mit Dienststellenversammlungen gegen die geplante Umgestaltung der Freizeitpädagogik protestiert. In den übrigen Bundesländern waren keine Aktionen angekündigt.

Streikbereit

Wie hoch der Frust unter den Pädagoginnen und Pädagogen ist, zeigt auch, dass die meisten vor Ort bereit waren, in einen Streik zu treten. Die Situation in vielen Klassen sei quasi untragbar geworden, in vielen Klassen sei die Situation bereits außer Kontrolle oder kurz davor. Das haben einige der Lehrenden schule.at so bestätigt. Nicht nur, dass viele Junglehrer oft nach kurzer Zeit in andere Jobs flüchten, sind es auch immer mehr Ältere, die ihre Arbeit als Pädagogin oder Pädagoge hinwerfen und nicht mehr in den Lehrerberuf zurückkommen wollen. All das verschärfe die ohnehin bereits massive Krise noch weiter.

Weitere Informationen zum Aktionstag Bildung​​​​​​​